Christoph Möllers (Berlin): Über Wahrheit und Lüge – und List in der Demokratie
Kategorie: Vergangene Veranstaltungen
Große und kleine Zukünfte. Gespräch und Lesung, Literaturhaus Halle
4. November 2024, 19 Uhr
Die Autorin Verena Keßler und der Literaturwissenschaftler Stefan Willer diskutieren, wie das ‚kleine Leben‘ weitergehen kann, wenn die Frage des Weiterlebens im Großen und Ganzen zur Debatte steht. In ihrem Roman Eva (Hanser, 2023) verbindet Verena Keßler auf erzählerisch komplexe Weise Fragen von Mutterschaft mit solchen nach allgemeinen Zukunftsängsten. Dabei gelingt es ihr, „die unerträgliche Gleichzeitigkeit von Apokalypse und Nachwuchs in wunderbare Literatur“ zu verwandeln (Marlene Knobloch, Süddeutsche Zeitung).
Die Veranstaltung ist Teil des Projektes „Imaginationen der Zukunft“ – eine Kooperation der Stadt Halle und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, gefördert vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft.
Vergangene Zukünfte — Ausstellungseröffnung, Lesung und Diskussion
Silber Salz Festival, Passage 13, 28. 10., 18 Uhr (Ausstellungseröffnung) und 1. November 2024, 19 Uhr (Lesung und Diskussion)
„(Vergangene) Zukünfte“ ist das Leitthema, unter dem sich Germanistikstudierende der Universität Halle und Bewohner*innen von Halle-Neustadt zusammengefunden haben.
In einem gemeinsamen Gespräch mit Studierenden, untersetzt mit Lesungen von zeithistorischen literarischen Texten kommen Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart miteinander in Dialog.
Die Veranstaltung ist Teil des Projektes „Imaginationen der Zukunft“ – eine Kooperation der Stadt Halle und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, gefördert vom Stifterverband.
Besuch aus der Zukunft
Silber Salz Festival, Kaufhaus, 1. OG, Marktplatz, Halle, 2. November, 14.15-15.30
Niemand kann die Zukunft voraussagen und doch beschäftigt sie uns. Aber obwohl sie uns beschäftigt und auch unser Verhältnis zur Gegenwart beeinflusst, sind wir nicht besonders gut darin, uns die Zukunft vorzustellen. Um diesem Missstand abzuhelfen, haben wir einen Besuch aus der Zukunft organisiert. Damit bietet sich eine einmalige Gelegenheit, aus erster Hand etwas über unsere Zukunft zu erfahren und gemeinsam zu fragen, welche Zukunft wir eigentlich wollen. Die Veranstaltung ist hervorgegangen aus dem Projekt „Imaginationen der Zukunft“, eine Kooperation der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stadt Halle, gefördert vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft. Robert Buch vom Landesforschungsschwerpunkt Aufklärung, Religion, Wissen an der MLU im Gespräch mit Simon Mohn, Reinventing Society / Realutopien.de
Konfession – Literarische Subjektivierung und Kulturelle Differenz
Forum Literatur und Religion 2024
18.-19. Oktober 2024 Leucorea, Wittenberg
Organisiert von Karl Tetzlaff und Daniel Weidner
Bekennen, Bekenntnisse und Konfessionen sind eng aufeinander bezogen: Sie stellen gleichzeitig Formen kultureller und sozialer Klassifizierung dar, die tief in die Individuen hineinreichen, und Sprechakte der Subjektivierung, die wiederum in Dispositive der Äußerung und textuelle Überlieferungen eingebettet sind. Gerade Literatur wurde lange – und vielleicht bis heute – stark in konfessionellen Zusammenhängen produziert und konsumiert und hat nicht selten konfessionelle Zugehörigkeiten verhandelt. Zugleich arbeiten literarische Texte an den Formen des Bekennens, die immer schon zwischen Sprechakt und Schrift, Intimität und Öffentlichkeit, Subjekt und Norm angesiedelt sind. Als Diskursritual betrachtet, entspringen solche Bekenntnisse gerade jenem Raum zwischen kultureller Ordnung und subjektiver Äußerung, der auch der Raum der Literatur ist. Das diesjährige Forum Literatur und Religion diskutiert literarische Strukturen in religiösen und literarischen Bekenntnistexten ebenso wie die literarische Inszenierung und Konstruktion von Konfessionen und das Nachleben konfessioneller Praktiken und Denkmuster.
Programm
Freitag 18.10.
9-10:30
Begrüßung, Erste Lektüre: Michel Foucault, aus: Der Wille zum Wissen
11-13
Sonja Pyykkö
Mysteries of Form. Fiction from the Modern to the Postmodern Period
Noelle Miller
Das postmoderne Testament. Autofiktion als Geständnis bei Michel Houellebecq
13:00 Mittagspause, Führung durch die Schlosskirche Wittenberg
15:00-17
Martin J. Kudla
Ein „jüdisches Bekenntnis“. Margarete Susmans Hiobbuch
Tilman Asmus Fischer
Der „priesterliche Dienst“ des Schriftstellers. Erkundungen zu religiösen Dimensionen im Werk Carl Zuckmayers und ihrer Rezeption im Kontext der Theologie Karl Barths
17:30 -19:30
Zweite Lektüre: Luther über die Buße
Christine Marianne Schoen
Die Confessio Bohemica. Ein literarisches Meisterwerk als Grundlage innerevangelischer Einigungen im 16. und 20. Jahrhundert
Samstag 19.10.
9-11
Stefan Schrader
„Und kehrt in Geistes freud die truebsal dieser zeit“. Literarische Konzeptionen von conversio in der geistlichen Dichtung Catharina Regina von GreiffenbergsF
Felix Kraft
Interkonfessionelle Gattungspraxeologie. Das moderne Geistliche Lied als romantisches Kooperationsprojekt
11:30-12:30
Dritte Lektüre Theodor Reik, aus: Strafbedürfnis und Geständniszwang
12:30-14:00 Mittagspause
14:00-16:00
Mirjam Wulff
Literarische Bekenntnisse zum Katholizismus bei Hugo Ball und zeitgenössische Vergleiche
Manuel Stübbecke
„Und ich hätte nichts zu bereuen“. Unterwerfung (2015) im theologischen Blick von Reue und Vergebung
16:30-18:00
Alexander Kappe:
Freundes- und Mentorenfiguren in Bekenntnistexten von Augustinus, Goethe und Dostojewksi
Abschlussdiskussion
Transformation in den Kulturwissenschaften. Bestandsaufnahme und Perspektiven
Workshop¸Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 7. und 8. November 2024, Ort: Dozentenbibliothek Zivilrecht, Thomasianum Raum 15
Organisiert von Stephan Pabst und Daniel Weidner im Rahmen des Transformationslabors „Imagination der Zukunft“, eine Kooperation des Forschungsschwerpunkts „Aufklärung, Religion, Wissen“ und der Stadt Halle, gefördert vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft.
Transformationen sind immer auch kulturelle Prozesse. Denn nicht nur technische, wirtschaftliche, gesellschaftliche oder ökologische Verhältnisse verändern sich heute grundlegend, sondern auch die Art, wie wir die Welt sehen und beschreiben und wie wir die Veränderung selbst vorstellen und erleben. Gerade wo Transformation nicht einfach als vorhersehbare Optimierung, planbare Anpassung oder als geschichtlich notwendige Veränderung gedacht wird, sondern als tiefgreifender Prozess mit offenem Ausgang, sind diese kulturellen Elemente besonders wichtig und müssen beständig reflektiert werden. Die Geistes- und Kulturwissenschaften als Spezialisten für Bilder, Erzählungen und Deutungen können daher entscheidend dazu beitragen, Transformationsprozesse zu verstehen, im öffentlichen Gespräch zu verankern. Die Tagung reflektiert dieses Potential und diskutiert damit auch, wie Perspektiven aus den Kultur- und Geisteswissenschaften stärker als bisher zur Profillinie „Transformation“ der Universität und Perspektivisch auch zum „Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ beitragen können.
Ob Institutionen, in komplexen ökologischen Systemen oder in gesellschaftlichen Zusammenhängen – Transformationen wirken nur breit und nachhaltig, wenn sie von einem kulturellen Wandel begleitet werden. Denn es geht stets nicht nur um die Optimierung komplexer Prozesse in großen Zusammenhängen, sondern auch um die Veränderungen von Handlungsweisen und Bewertungen, nicht zuletzt auch um die Ziele, die mit den jeweiligen Transformationen gesetzt sind. Denn solche Veränderungen produzieren Affekte, Wünsche, Hoffnungen oder Enttäuschungen, die einen enormen Einfluss auf deren (politische) Gestaltung haben: Ob Transformationen gelingen, hängt auch davon ab, wie sie dargestellt und wahrgenommen werden.
Radikaler gedacht, ist Kultur nicht nur ein Element der Transformation, sondern sie ist – transkulturell–selbst immer ein Transformationsprozess: In ihrer kulturellen Produktion, in Erzählungen, Bildern, Ritualen setzt sich die Gesellschaft immer schon mit Veränderungen auseinander, wenngleich diese Veränderungen gesellschaftlich oft unter anderen Begriffen verhandelt wurden, dem des Fortschritts, der Revolution, der Evolution oder der Wende. Dementsprechend haben sich Geistes- und Kulturwissenschaften immer schon mit diesem Wandel beschäftigt, sei es, dass sie als historische Kulturwissenschaften ohnehin die Entwicklungs- und Veränderungsprozesse der Vergangenheit untersuchen, sei es, dass sie die Resonanzen aktueller Transformationen in Texten und Praktiken der Gegenwartskultur befragen, in denen – so die zu diskutierende Hypothese – solche Veränderungen in besonderer Weise signifikant werden.
In beiden Fällen verbindet sich das auch mit der Frage, wie solche Prozesse überhaupt – von Akteuren, Beobachtern, der Wissenschaft selbst – vorgestellt werden: als Bruch oder Kontinuität, als Erneuerung, Verschiebung, Revolution, ‚Wende‘ etc. Dazu gehört auch die kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff ‚Transformation‘ selbst, der von Polanyi seinen Ausgang nahm und Geltung zunächst spezifisch für das späte 19. und 20. Jahrhundert beanspruchte. Seine Renaissance in Deutschland war stark an den Prozess des Systemwechsels in den vormals sozialistischen Staaten geknüpft, also an die Abgrenzung von anderen Begriffen – der Wende, der friedlichen Revolution, während er in den vergangenen Jahren stärker auf technische, ökologische oder ökonomische Veränderungsprozesse angewandt wurde.
Die Veranstaltung will über die Rolle der Kulturwissenschaften für die Erforschung der Transformation insbesondere in Bezug auf folgende Fragen diskutieren:
• Wie werden kulturwissenschaftlich Prozesse der Transformation beschreiben und was leistet das für die Profillinie der Universität?
• Wie wird über Transformation gedacht und gesprochen, wie lässt sich eine Kultur der Transformation denken und praktizieren?
• Wie verhält sich die Rede von der Transformation zu anderen Vorstellungen von Wandel, Entwicklung, Wende und welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen?
• Wie ist mit der politischen Dimension des Transformationsbegriffs und dessen spezifischer Geschichte seit 1989 umzugehen?
• Welche Forschungsfelder kultureller Transformation sind an der MLU besonders ausgeprägt und wie lassen die sich vernetzen?
Programm
Donnerstag 7. November 2024
14-15:30 (Dozentenbibliothek Zivilrecht, Thomasianum Raum 15)
- Paulina Gulińska-Jurgiel: Selbstentmachtung oder Selbstermächtigung? Tranformationsparlamente im Vergleich
- Stephan Pabst: Kotransformationen. Der ‚Osten‘ in Transformationserzählungen der Bundesrepublik
- Till Kössler: Ein Erfolgsmodell? Spaniens Übergang zur Demokratie nach 1975
16-17:30 (Dozentenbibliothek Zivilrecht)
- Franziska Heller: „So stellt sich KI Sachsen-Anhalt vor…“ Digitale Bildtransformationen und die Funktionalisierung des Imaginären
- Daniel Cyranka: „Hinduism was Theosophy in practice (Gandhi)“. Esoterikforschung und Globale Religionsgeschichte
- Erik Redling: „Or does it explode?“ Zeitgenössische afroamerikanische Dramen im Zeitalter von Black Lives Matter
18:15 (Hörsaal II, Emil Abderhaldenstr. 28) Podiumsdiskussion:
Kulturwissenschaftliche Transformationsforschung
Ina Dietzsch, Raj Kollmorgen, Daniel Weidner, Moderation Christine Fürst
Freitag, 8. November, 9:00-10:30 (Dozentenbibliothek Zivilrecht)
- Katrin Berndt „Failures of Futures Past“. Fortschrittserzählungen und ihre Leerstellen in der britischen Gegenwartskultur
- Friedemann Stengel: Humanismus. Transformationen, Kritik, Perspektiven
- Daniel Fulda: Wie viel und welche Zukunft können wir uns vorstellen? Social Imagining als Thema der Kulturwissenschaften
11:00-12:30 (Dozentenbibliothek Zivilrecht)
- Andreas Pecar: Revolution ohne Transformation? Die Englische Revolution im Spiegel der Forschung
- Daniel Weidner: „Sag mir, wer Du bist“. Transmigrationsgeschichten in der deutschen Gegenwartsliteratur
- Theo Jung: Zeitgeist. Ein Transformationsbegriff zwischen Gegenwartsdiagnose und Gespensterglaube
Workshop Sephardische Aufklärung
16.-18. September 2024
Workshop des BMBF-Projekts „Sephardische Aufklärung im nordafrikanischen und levantinischen Kontext des sich modernisierenden Islam“
Local Knowledge Production and Translocal Connectedness – Sephardic Entanglements of Movement and Space
The biographies of Jews under Muslim rule have often been characterized by great -voluntary or involuntary – mobility. This dispersal facilitated the exchange of ideas, languages, and cultural practices, contributing to the rich tapestry of Jewish history and the development of distinct Jewish communities in various locations. This Jewish significance of place was aptly investigated by methods typically associated with the spatial turn in particular in the last two decades. As such space was not utilized as a container of traditions but construed as a local activity of people, goods, institutions or concepts and symbols which produce social order beyond the discursive plain (Lefebvre 1974).
But what has not yet received sufficient attention in research are the unforseen effects that border-crossings – cultural, geographical, political – have on the traveler’s making sense of the respectively local order of things on a variety of levels: hermeneutics, institutions, values, symbols, ideas etc. As a result of this creative tension or conflict between what they bring in and what they encounter on site their understanding of whole books can undergo fundamental transformations – occasionally abrupt and even downright illogical (e.g. from
today’s perspective). After the arrival of the Sephardim from Spain in North Africa, for example, they felt obliged to write substantial additions to the books of their own Sephardic Halakhah („taqanot megurshei kastilia be-fez“) – additions which were ultimately codified as a product of their new environment as well. We suggest that these dynamics which are highly characteristic for the transregional history of the Jews in the mediterranean – in the Middle Ages no less than in the period from the 17th to the 20th century – can be effectively
tracked down by the method of translocality (Freitag 2019).
This awareness and focus on local dynamics between both transgression and some kind of local order enables historiography to free itself from eurocentric, monolithic concepts such as „culture“, „tradition“, „enlightenment“, „secularization“, „pre-modernity“ or „modernity“ which become dispensable in favor of more fluid models of cultural encounter. The north-south historiography is replaced by a south-south historiography. Furthermore
the translocal approach might account for a differentiation between different perspectives of the actors – local people, migrants or observers. Last but not least, this method is characterized by a sociological and economical sensitivity. Thus the methodological multiperspectivity of translocality is still able to view or account for locality as socioculturally „produced“.
The workshop wants to engaging presentations steered in the direction of a collective conversation providing initial answers to the following questions: What is the relationship between real and imagined places, such as „al-Andalus“ or „Babylon“? How can observers‘ and actors‘ perspectives on the same phenomena be equally included in research? How can different scales of consideration be linked together? How can different disciplinary definitions of a concept (e.g. network) be combined with each other? How exactly does a locally predefined concept (e.g. Nahda) interfere with the local order as soon as it migrates? etc. etc.
Das Gedächtnis der Pluralität. Till van Rahdens „Vielheit“ in der Diskussion
Workshop
27. und 28.6.2024, IZEA
organisiert von Stephan Braese (RWTH Aachen), Ottfried Fraisse und Daniel Weidner
Die aktuellen Diskussionen über Diversität und Pluralität ebenso wie die Diskussionen um Mehrheitsgesellschaft, Integration und Leitkultur haben eine Vorgeschichte, die zu untersuchen aktuell vielleicht nötiger ist denn je. Dabei ist es im langen 19. Jahrhundert gerade und vor allem die Geschichte der Juden in Deutschland, an der sich die semantischen Zwänge solcher Konzepte ebenso zeigen wie die Potentiale, alternativ und anders über die Heterogenität moderner Gesellschaft nachzudenken. Der Workshop nimmt Till van Rahdens Buch Vielheit. Jüdische Geschichte und die Ambivalenzen des Universalismus von 2023 zum Anlass, um diese Geschichte und ihre Implikationen zu diskutieren.
In der Tat lagen die Perspektiven deutscher Jüdinnen und Juden oft quer zu Konzepten wie Pluralität, Identität oder Universalität. Ihr Gedächtnis vermag Potentiale zu erschließen, die nicht immer auf einem sich ausschließendes Verhältnis dieser Kategorien beruhen. Ihre Biographien und ihr Werk vermögen, die Verflechtung von Universalismus und Identität zu veranschaulichen, und richten den Blick nicht zuletzt auf eine dringend angezeigte Weiterentwicklung des Projekts der Aufklärung, Wie kann es viele Universalismen geben, ohne den Begriff des Universalen zu untergraben? Wie lassen sich Identitäten stärken, ohne einem Zusammenleben auf Kosten universaler Ansprüche das Wort zu reden?
Van Rahdens Buch zeichnet die Entwicklung von einer konkreteren Sprache der Vielheit zu einer hoch abstrakten Rede von der Vielfalt nach, in deren Rahmen sich auch vermeintlich entlegene Debatten wie die über die bürgerliche Gesellschaft oder auf den ersten Blick harmlose Begriffspaare wie die von Mehrheit und Minderheit verstehen lassen. Die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte macht deutlich, wie der Nationalismus, aber auch das demokratische Prinzip der Gleichheit neue politische und soziale Semantiken erzeugt, die ihrerseits heterogen und veränderlich sind. Sie stößt auf komplexe Diskussionen etwa über die Assimilation sowie auf heute vergessene Alternativen wie die Rede von der Mannigfaltigkeit oder von Stämmen. Und sie stellt Fragen, die der Workshop diskutieren will: Inwiefern lassen sich jüngere Theorien kultureller Differenz in diesen Rahmen eintragen? Was sind die Chancen und Grenzen einer Begriffsgeschichte solcher Sprachen? Lässt sich so etwas wie ein horizontaler oder lateraler Universalismus denken?
13:30-15:30
Daniel Weidner (Halle): Universalität, Differenz, Diversität, Hybridität … Vielheit theoretisieren
Jakob Ole Lenz (Halle): Liberaler Jude und preußischer Patriot. Saul Aschers publizistischer Kampf gegen den Anti-Universalismus der Deutschheit
16:00-18:00
Stephan Braese (Aachen): „Einem jeden seine eigenen Gesichtszüge“. Zu Mendelssohns Sprache der Vielheit in „Jerusalem“
Rahel Stennes (Basel): Wer gehört zur bürgerlichen Gesellschaft und wer nicht? Die Rolle der Jüdin und der Zigeunerin in Berthold Auerbachs „vaterländischem“ Familienroman Waldfried
18:15-19:45
Abendvortrag: Till van Rahden (Montreal):
„Deutsche jüdischen Stammes“. Gemeinschaftsvorstellungen zwischen Nationalismus und Partikularismus von 1850 bis 1933
9:00-11:00
Ottfried Fraisse (Halle): Wissenschaft des Judentums als Assimilation und Widerstand. Jüdische Orientalisten im Umgang mit „Religion“ und „Geschichte“
Tom Vanassche (Aachen) Nach Habsburg. Vielheit in Joseph Roths Reisereportagen
11:30-13:00
Vielheit lesen: Roundtable mit Respondenzen von Nicolas Berg (Leipzig), Élisabeth Décultot (Halle) und Theo Jung (Halle)
13:00
Mittagsimbiss und Abschluss der Tagung
Workshop: Philologie und Aufklärung. Wechselwirkungen, Transformationen, Verschränkungen
29.2. bis 1.3.2024
Workshop zum DFG-Projekt „Genealogie der Philologie. Zur formativen Phase der Klassischen, Biblischen und Neueren Philologie (1777-1818)“.
Organisation: Dr. des. Na Schädlich und Prof. Dr. Daniel Weidner
Ort: Christian-Thomasius-Zimmer
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA)
MLU Halle-Wittenberg, Franckeplatz 1, Haus 54, 06110 Halle (Saale)
Kontakt: na.schaedlich(at)izea.uni-halle.de
Veranstaltung „Künstliche Intelligenz und das Ende des Menschen?“
Podiumsdiskussion mit Mille Dalsgaard, Dirk Evers, Manuela Lenzen und Janina Loh
Neues Theater, Halle, 18. Januar 2024, 19:30 Uhr
Die aktuelle Debatte über Künstliche Intelligenz bewegt sich zwischen Euphorie und apokalyptischen Sorgen. Bedeutet K.I. die Befreiung des Menschen von allen lästigen Arbeiten oder aber den Beginn einer Herrschaft seelenloser Maschinen und ein Ende des Menschen? Wie ändert sich unsere Sicht auf den Menschen, wenn sich lernende Algorithmen an seine Seite stellen, die mindestens so informiert, klug, kreativ, ja intelligent zu sein scheinen, wie wir? Die Podiumsdiskussion bringt verschiedene Stimmen aus Kultur und Wissenschaft miteinander ins Gespräch, um eine schärfere Sicht auf eine neue Ko-Existenz von Mensch und Maschine zu entfalten.
Die Veranstaltung wird durchgeführt als Kooperation zwischen dem Landesforschungsschwerpunkt Aufklärung – Religion – Wissen, der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und dem Neuen Theater Halle. Sie findet statt im Rahmen des Förderprogramms Transformationslabor Hochschule des Stifterverbands der deutschen Wissenschaft e.V. und ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen zum Thema „Imaginationen der Zukunft“, die die Stadt Halle und der Landesforschungsschwerpunkt gemeinsam organisieren.