Konfession – Literarische Subjektivierung und Kulturelle Differenz

Forum Literatur und Religion 2024
18.-19. Oktober 2024 Leucorea, Wittenberg
Organisiert von Karl Tetzlaff und Daniel Weidner

Bekennen, Bekenntnisse und Konfessionen sind eng aufeinander bezogen: Sie stellen gleichzeitig Formen kultureller und sozialer Klassifizierung dar, die tief in die Individuen hineinreichen, und Sprechakte der Subjektivierung, die wiederum in Dispositive der Äußerung und textuelle Überlieferungen eingebettet sind. Gerade Literatur wurde lange – und vielleicht bis heute – stark in konfessionellen Zusammenhängen produziert und konsumiert und hat nicht selten konfessionelle Zugehörigkeiten verhandelt. Zugleich arbeiten literarische Texte an den Formen des Bekennens, die immer schon zwischen Sprechakt und Schrift, Intimität und Öffentlichkeit, Subjekt und Norm angesiedelt sind. Als Diskursritual betrachtet, entspringen solche Bekenntnisse gerade jenem Raum zwischen kultureller Ordnung und subjektiver Äußerung, der auch der Raum der Literatur ist. Das diesjährige Forum Literatur und Religion diskutiert literarische Strukturen in religiösen und literarischen Bekenntnistexten ebenso wie die literarische Inszenierung und Konstruktion von Konfessionen und das Nachleben konfessioneller Praktiken und Denkmuster.

Programm

Freitag 18.10.

9-10:30
Begrüßung, Erste Lektüre: Michel Foucault, aus: Der Wille zum Wissen

11-13
Sonja Pyykkö
Mysteries of Form.  Fiction from the Modern to the Postmodern Period

Noelle Miller
Das postmoderne Testament. Autofiktion als Geständnis bei Michel Houellebecq

13:00 Mittagspause, Führung durch die Schlosskirche Wittenberg

15:00-17
Martin J. Kudla
Ein „jüdisches Bekenntnis“. Margarete Susmans Hiobbuch

Tilman Asmus Fischer
Der „priesterliche Dienst“ des Schriftstellers. Erkundungen zu religiösen Dimensionen im Werk Carl Zuckmayers und ihrer Rezeption im Kontext der Theologie Karl Barths

17:30 -19:30
Zweite Lektüre: Luther über die Buße

Christine Marianne Schoen
Die Confessio Bohemica. Ein literarisches Meisterwerk als Grundlage innerevangelischer Einigungen im 16. und 20. Jahrhundert

Samstag 19.10.

9-11
Stefan Schrader
„Und kehrt in Geistes freud die truebsal dieser zeit“. Literarische Konzeptionen von conversio in der geistlichen Dichtung Catharina Regina von GreiffenbergsF

Felix Kraft
Interkonfessionelle Gattungspraxeologie. Das moderne Geistliche Lied als romantisches Kooperationsprojekt

11:30-12:30
Dritte Lektüre Theodor Reik, aus: Strafbedürfnis und Geständniszwang

12:30-14:00 Mittagspause

14:00-16:00
Mirjam Wulff
Literarische Bekenntnisse zum Katholizismus bei Hugo Ball und zeitgenössische Vergleiche

Manuel Stübbecke
„Und ich hätte nichts zu bereuen“. Unterwerfung (2015) im theologischen Blick von Reue und Vergebung

16:30-18:00
Alexander Kappe:
Freundes- und Mentorenfiguren in Bekenntnistexten von Augustinus, Goethe und Dostojewksi

Abschlussdiskussion

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