Tagung, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2.-3. Februar 2024
Der Begriff des Kulturkampfs hat Konjunktur. Jedenfalls ist er in etlichen Auseindersetzungen schnell bei der Hand: von der öffentlichen Empörung über die militante Aktionen der sogenannten Letzten Generation über polemische Verdammungen von Wokeness bis zu soziologischen Diagnosen über die Spaltung der Gesellschaft in verschiedene Gruppen, die keinen gemeinsamen Nenner mehr fänden, womöglich sogar überhaupt keine gemeinsame Wirklichkeit mehr teilten — und sich insofern genaugenommen gar nicht mehr ,vernünftig‘ miteinander streiten könnten. Ob die Rede von Kulturkämpfen angemessen ist oder ob damit nicht zu hoch gegriffen wird, nicht zuletzt um Aufmerksamkeit zu generieren, ist selbst strittig. Aber schon diese Uneinigkeit, dieser Streit stellt eine Herausforderungen für die Kulturwissenschaften dar: Was bedeutet es für sie, wenn ihr Gegenstand zum Streitobjekt wird? Und was kann sie selbst beitragen, um diesen Streit besser zu verstehen?
Programm
Hallischer Saal, Universitätsring 5, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Freitag, 2. Februar 2024
13:00-13:30 Begrüßung
13:30-14.30 Annette Langner-Pitschmann, Frankfurt/M.: „Zeitgeist. Beobachtungen zu einem Kulturkampfbegriff.“
14:30-15.30 Albrecht Koschorke, Konstanz, „Die moralische Ökonomie des Lügens“
Kaffeepause
16:00-17:00 Daniel Weidner, Halle: „Kulturkampf zum ersten. Zur Politischen Theologie kultureller Differenz“
17:00-18:00 Rebekka Klein, Bochum: „Jetzt ist die Zeit zu sagen: ‚Gott ist queer‘. Kirche im Kulturkampf?“
Samstag, 3. Februar 2024
9:00-10:00 Wolfgang Matz, München: „Ni droite – ni gauche. Der Fall Frankreich zwischen Dreyfus und Macron“
10:00-11:00 Till Kössler, Halle: „Gab es ,zwei Spanien‘? Kulturkämpfe und Gesellschaft vor dem Spanischen Bürgerkrieg (1898-1936)“
Kaffeepause
11:30-12:30 Daniel Fulda, Halle: „Aufklärung = Kulturkampf. Stimmt die Gleichung historisch? Und wenn ja: ginge es anders?“
12:30-13:30 Dominik Finkelde, München: „Kulturkampf und die ,untilgbare Schuld‘. Lacan, Arendt und die Folgen“