Ausschreibung Forschungsstipendium ‚Zukunftsorte‘ (Bewerbungsschluss 18.8.)

Der geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsschwerpunkt Aufklärung – Religion – Wissen (ARW), der an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angesiedelt ist, schreibt zum 1.10.2024 ein einjähriges Forschungsstipendium für Postdocs zum Thema ‚Zukunftsorte‘ aus.

Der Forschungsschwerpunkt widmet sich der historischen Aufklärung und ihrem Fort- und Nachleben in der Gegenwart, deren Selbstverständnis durch eine Vielzahl von Vorstellungen und Begriffen geprägt ist, die auf die Aufklärung zurückgehen. Dazu gehören auch „Imaginationen der Zukunft“: Wir fragen hier nach den Bedingungen, unter denen Vorstellungen, Erzählungen und Bilder der Zukunft (ent)stehen und wirken. Eine Reihe von Veranstaltungen unterschiedlicher Formate zielen darauf ab, Zukunft erneut als Möglichkeitsraum gemeinsamen gesellschaftlichen Handelns zu eröffnen. In diesem Zusammenhang steht auch das hier ausgeschriebene Stipendium.

‚Zukunftsorte‘ verstehen sich in Anlehnung an Pierre Noras Konzept der Erinnerungsorte, das sowohl konkrete, traditionsbildende Orte umfasst wie auch bestimmte Topoi und moderne Mythen, aus denen sich das kollektive Erinnern speist und an denen es immer wieder neu entsteht. Dementsprechend sind ,Zukunftsorte‘ diejenigen Stellen in der Wirklichkeit, in der Zukunft imaginiert und verhandelt wird. Denn Zukunft ist ja nicht einfach gegeben, sondern wird permanent hergestellt, verhandelt, neu austariert in Appellen und Prognosen, in Wünschen und Ängsten, mit Bildern und Handlungen. Aktuelle und vergangene Zukünfte konkretisieren sich an Orten: an Plätzen, Projekten, Aktionen, an Namen und Ideen, Versprechen und Vorhersagen. Manchmal sind es Orte, die von vornherein emphatisch Zukunft entwerfen, die das Morgen schon hier und heute vorwegnehmen, die Heilserwartungen inszenieren oder Schrecken an die Wand werfen. Manchmal wächst solchen Orten ihre Zukunft erst im Nachhinein zu, und erst im Rückblick erkennen wir in ihnen den Anfang des Neuen. Immer sind es Orte, an denen Besetzungen und Gegenbesetzungen, Erzählungen und Bilder der Zukunft aufeinandertreffen und miteinander in Dialog treten – einen Dialog, den man beobachten, aber auch fortführen kann, denn jeder dieser Orte kann auch selbst wieder weitere Ideen von Zukunft generieren. Als prominentes Beispiel eines solchen Ortes sei Halle-Neustadt genannt, zu dem es kürzlich ein studentisches Projektseminar an der MLU gab und das weiterhin einen der Schwerpunkte des „Imaginationen der Zukunft“-Projekts bildet.

Das Stipendium soll dazu dienen, gemeinsam mit anderen in ARW beteiligten Wissenschaftler*innen solche Zukunftsorte in Halle und Umgebung zu erforschen. Exemplarisch – anhand eines oder zweier solcher Orte –, sollen die komplexen und nicht selten einander widerstreitenden Ansprüche und Ausgriffe auf Zukunft erarbeitet und in einer öffentlichen Veranstaltung, idealerweise vor Ort, präsentiert werden. Dabei sind verschiedene Formate wie Lesungen, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Führungen etc. denkbar. Mittelfristig geht es auch darum, gemeinsam ein Format zu entwickeln, in dem eine Topographie Hallenser Zukunftsorte dauerhaft präsentiert werden kann (Publikation, Website, Stadtspaziergang etc.). Flankiert wird dieses Vorhaben von Projektseminaren, die von Mitgliedern von ARW durchgeführt werden.

Das Stipendium beträgt 2000,- monatlich sowie evtl. Familienzuschläge. Ein Arbeitsplatz wird zur Verfügung gestellt; Sachmittel zur Durchführung o.g. Veranstaltungen oder Publikationen sind vorhanden. Die Ausschreibung erfolgt vorbehaltlich haushaltsrechtlicher Beschränkungen. Eingeladen zur Bewerbung sind promovierte Wissenschaftler*innen aus den Geistes- und Kulturwissenschaften sowie Architektur und künstlerischer Forschung. Bitte reichen Sie Motivationsschreiben, Lebenslauf, Publikationsverzeichnis sowie ein kurzes Exposé von ca. 3 Seiten ein, das Ihren Zugriff auf das Thema skizziert und die Sie interessierenden Zukunftsorte beschreibt. Bitte schicken Sie Ihre Bewerbung bis zum 18. August an margitta.drosdziok@germanistik.uni-halle.de. Weitere Informationen bei robert.buch@germanistik.uni-halle.de